Ohne Begründung, ohne Diskussion, ohne mit der Wimper zu zucken:
Warum nur? Warum? Diese Frage blieb im Raum hängen, als sich der Bauausschuss der Gemeinde Sylt mit großer Mehrheit gegen mehr Dauerwohnraum und für neue Ferienwohnungen entschied.
Die Zuschauerreihen im Rathaus (9. Dez. 24) waren gut gefüllt, als es darum ging, mit dem Bebauungsplan 28 eine zukunftsweisende Richtungsentscheidung zu fällen. Angesichts der anhaltenden Wohnraumkrise war man gespannt, wie die Diskussion im Bauausschuss ablaufen würde. Zwei Modelle standen zur Wahl. In Variante A sollte Dauerwohnraum künftig in nennenswerter Größe pro Gebäude festgeschrieben werden. Variante B gab Ferienwohnungen den Vorzug.
Man kann es so kurz machen, wie die Veranstaltung dann tatsächlich war: Ohne Diskussion, ohne Für und Wider, ohne Begründung, ohne ein Wort der Erklärung stimmten die Politiker innerhalb von wenigen Minuten mit überwältigender Mehrheit für Variante B. Mehr noch: Künftig sollen auch Keller und Spitzböden ganz offiziell bewohnbar sein. Pro Gebäude wird eine Dauerwohnung festgeschrieben, egal wie klein.
Es mühten sich zwar noch Joachim Schweitzer von der SPD und Karl-Heinz Rüther für die Grünen, die bedrückenden Folgen dieser Entscheidung zu beschreiben und im Kreis der gewählten Bürgervertreter wenigstens eine Diskussion anzuschieben. Aber es regte sich keine Hand, nicht einmal der Ausschussvorsitzende Erik Kennel (SWG) ließ erkennen, was ihn bewogen hat, für Variante B zu stimmen. Niemand war bereit, sich zu äußern oder gar an einer Variante C zu arbeiten. Und so blieben die Gründe für diese Abstimmung im Dunkeln. Das Publikum sah den gewählten Volksvertretern beim Schweigen zu. Und über allem schwebte die große Frage: Warum? Warum nur? Die Entscheidung stand ganz offensichtlich lange vorher fest und wurde hinter verschlossenen Türen getroffen.

Kommentar Sylter Rundschau
Nicht lange her, da hatte die gesamte Gemeindevertretung noch ohne Gegenstimme für das Beherbergungskonzept gestimmt, das faktische Aus für den weiteren Bau neuer Ferienwohnungen. Nun hat der Bauausschuss Fakten geschaffen, die das Gegenteil bedeuten. Und man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich: Warum?
Birte Wieda vom Bürgernetzwerk „Merret reicht’s“ ist ernüchtert: „Für kurze Zeit ging eine Tür für eine bessere Zukunft unserer Insel Sylt im Tourismus auf, in der Tragfähigkeit und Gleichgewicht eine Rolle spielen könnten. Diese Tür wurde gestern vorerst wieder zugeschlagen. Der Knall klingt nach….“
Gegen das Festschreiben von größeren Dauerwohnungen und für den unbegrenzten Ausbau von Ferienwohnungen inkl. Keller und Spitzböden pro Gebäude haben gestimmt:
Erik Kennel (SWG)
Ines Dreisow (CDU)
Kay Abeling (CDU)
Günther Frank (CDU)
Andreas Dobrzinski (CDU)
Kilian Westphal (FDP)
Stephan Froeschel (SSW)
Bent Thomsen (SWG)
Für das Festschreiben von größeren Flächen für Dauerwohnraum und gegen den unbegrenzten Ausbau von Fewos haben gestimmt:
Karl-Heinz Rüther (bürgerl. Mitglied, Grüne)
Joachim Schweitzer (SPD)