Aktivitäten, Werkstatt

Merret präsentierte: Rahmenplan der Städtebau-AG der TU Berlin in Westerland

Studenten der TU Berlin erarbeiteten Visionen für Westerlands Innenstadt

Am Freitag, den 22. Oktober 2021, lud die Bürgerinitiative „Merret reicht’s – Aus Liebe zu Sylt“ zur Vorstellung des „Städtebaulichen Rahmenplans für die Innenstadt Westerlands“ ein. Eine Arbeitsgruppe der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) hat den Rahmenplan unter Leitung von Roland Schröder erarbeitet. Nun wurde der Rahmenplan erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, per Zoom-Videokonferenz und in einer zeitgleichen Hybridveranstaltung mit anschließender Diskussion.

Die Veranstaltung fand reges Interesse. Online verfolgten ca. 35 Teilnehmer*innen die Präsentation. Im vollbesetzten Seminarraum in der Alten Post versammelten sich noch einmal ebenso viele Interessierte unter 3G-Bedingungen. 

Die Studierenden der TU Berlin beschäftigten sich im Rahmen ihres Masterstudiums am Institut für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin mit der Innenstadt Westerlands. Zweimal besuchten die Studierenden im Frühjahr 2021 die Insel und führten dabei Expert*innen-Interviews, zum Beispiel mit Bürgermeister Nikolas Häckel oder der Lebenshilfe. Darüber hinaus boten die Studierenden Stadtspaziergänge an, um mehr über die Bedürfnisse der Inselbewohner*innen zu erfahren. Etwa 50 Bürger*innen nahmen dieses Angebot wahr. Und 355 Teilnehmer*innen beteiligten sich an einer Online-Umfrage. Unterstützt wurde das Projekt auch von der Ortsentwicklung der Verwaltung. 

Bei der Erstellung des Städtebaulichen Rahmenplans identifizierten die Studierenden fünf Handlungsfelder: Städtebau und Baukultur, Dauerwohnen, Gewerbe und Soziales, Öffentlicher Raum und Verkehr und Mobilität. Für jeden dieser Themenschwerpunkte wurde eine SWOT1-Analyse durchgeführt, Leitlinien und Ziele erarbeitet sowie Maßnahmen zur Umsetzung entwickelt. 

Während der Zoom-Präsentation des Städtebaulichen Rahmenplans führten die Studierenden ihr Publikum professionell in die Struktur des Projektes ein und stellten ihre Arbeit anhand von einigen Beispielen vor. Der komplette Rahmenplan umfasst über 200 Seiten. So breit gefächert wie die Themenfelder, so vielfältig sind die Lösungsvorschläge. 

Als grundlegender Tenor lassen sich drei Themen ausmachen: 

  1. Entsiegelung und Schaffung von Raum und Aufenthaltsqualität für den Bürger. Die Idee konsumfreie Angebote für die Bewohner zu schaffen, zieht sich durch viele Maßnahmen, ebenso wie die Idee von bürgernahen Prozessen. 
  2. Sehr deutliche Worte fanden die Studierenden beim Thema Verkehr. Sie empfehlen eine Ablösung von der autobetonten Stadt: mehr Raum, mehr Sicherheit, mehr Wohlfühlen für Fußgänger und Radfahrer seien die Ziele. Um dies zu erreichen, solle der motorisierte Individualverkehr sowohl im Straßen- als auch im Parkraum eingeschränkt werden. Gleichzeitig müsse der öffentliche Nahverkehr deutlich verbessert werden und Punkte geschaffen werden, an denen die Verkehrsmittel fließend gewechselt werden können. 
  3. Auch beim Thema Dauerwohnraum breiteten die Studierenden eine klare Vision aus:  Es brauche mehr kommunalen Dauerwohnraum, so ihre eindeutige Analyse. Auf dem gemeindeeigenen Grund der großen Parkplätze z.B. an der Johann-Möller-Straße könne neuer Wohnraum geschaffen werden. Die Studierende haben sich aber auch mit der Sicherung von Dauerwohnraum beschäftigt. Die Gemeinde Sylt solle sich gegenüber dem Land klar positionieren, um ein Wohnraumschutzgesetz für Schleswig-Holstein zu erwirken. Ein solches Gesetz könne eine Basis für die Beschränkung von Ferienwohnungen sein.

In der anschließenden Diskussion erkundigte sich ein Teilnehmer, ob die Folgen des Parkplatzrückbaues im vorgestellten Städtebaulichen Rahmenplan bedacht worden seien. Roland Schröder verwies in seiner Antwort auf die Stadt Kopenhagen, in der noch vor einigen Jahren 80 Prozent der Menschen vor allem mit ihrem eigenen Auto unterwegs waren. Dies wollten die Verantwortlichen ändern. Heute gilt die dänische Hauptstadt als Musterbeispiel einer lebenswerten Stadt, mit einem hohen Anteil an Fußgängern und Radfahrern. Das Beispiel zeigt:  Es braucht Mut zur Entscheidung. Dann kann ein wunderbares Miteinander und eine lebensfreundliche Stadt entstehen. 

Nun ist es Aufgabe der interessierten Bürger*innen, der Politik und der Verwaltung den Rahmenplan in Gänze zu studieren und die Anregungen zu nutzen, um eigene Visionen zu schaffen und konkret an deren Umsetzung zu arbeiten. 

Interessierte können den Rahmenplan hier herunterladen.

 

1 Die SWOT-Analyse ist ein Instrument der strategischen Planung. (Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken).