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Was ist das BHK?
Das Beherbergungskonzept (BHK)
Zu viele Ferienwohnungen. Zieht Sylt die „Notbremse“?
Vielen Zeitungen – bundesweit – war das neue „Beherbergungskonzept“ eine Schlagzeile wert. „Insel zu voll! Wie Sylt jetzt gegen den Tourismus vorgeht“ (Mopo), „Kommen schärfere Regeln für neue Ferienunterkünfte“ (RND), „Immobilienboom auf den Nordseeinseln: Sylthaft teuer“ (Spiegel), „Sylter wollen Tourismus begrenzen“ (Abendblatt) oder „Keine neuen Ferienhäuser mehr auf Sylt“ (Bild). Anlass war die Vorstellung eines neuen Gutachtens, das eine Begrenzung der Feriennutzung für unabdingbar hält, wenn die Infrastruktur der Insel auch weiterhin funktionieren soll.
Worüber reden wir? Was ist das „Beherbergungskonzept“?
Wie steht „Merret reicht’s – Aus Liebe zu Sylt“ dazu?
Hier geben wir unsere Einschätzung ab.
Am 3.Mai 2022 wurde anlässlich der Sitzung des Bauausschusses der Endbericht zum möglichen Beherbergunskonzept der Gemeinde Sylt durch die Beratungsgesellschaft CIMA vorgestellt. Das Beherbergungskonzept wäre dann, wenn verabschiedet, eine einheitliche rechtssichere Beurteilungsgrundlage für den Umgang mit Nutzungen, die der touristischen Beherbergung dienen.
Was ist gut?
Es handelt sich um eine bislang fehlende systematische, Erfassung der Ist-Situation von touristischem Angebot und dessen Einbettung in die baurechtlichen Zusammenhänge. Sie stellt auch die Zusammenhänge dar zwischen den Problemen Dauerwohnraum, Verkehr, Fachkräftemangel. Diese übergreifende Sichtweise ist hervorragend gelungen und stellt auch die gegenseitige Abhängigkeit der Problemkreise dar. Bisschen zu viele „auch“.s
Es wird zudem deutlich, dass die Tourismusstrategie von 2016 zwar ein ausschließlich qualitatives Wachstum vorsieht, dennoch auch quantitatives Wachstum stattgefunden hat.
„Es bleibt festzuhalten, dass trotz einer klaren Qualitätsorientierung und einer restriktiveren Bauleitplanung auch angebotsseitig in den vergangenen Jahren bei den Betrieben über 10 Betten eine Ausweitung stattgefunden hat.“ (CIMA S.25ff)
Die Analyse der CIMA geht einher mit der Statistik des Insel Sylt Tourismus Service (unserer Kurverwaltung) über die Anreisen, Betten und Übernachtungen in den Jahren 2020 und 2021, wonach die Bettenzahl in der Kategorie Ferien-App. um 1,5 % auf 30.409 Betten gestiegen ist. Das wiederum hatte zur Folge dass die Anreisen in dieser Kategorie um 5% stiegen und die Anzahl der Übernachtungen um 3%. (ISTS, Nachhaltigkeitsbericht 05.2022).
Das Fazit der Verfasser ist ziemlich klar: Dauerwohnen muss den Vorrang haben vor touristischem Wohnen. Es dürfen keine weiteren Genehmigungen von Ferienwohnungen und Zweitwohnungen – für alle Ortsteile der Gemeinde Sylt – ausgesprochen werden. Dies entspricht auch den Aussagen der Bevölkerung, deren Meinung im „Zukunftsforum“ im Dez. 2021 abgefragt wurde und auch den Forderungen von „Merret reicht’s“.
Wie lauten die Empfehlungen der CIMA, um dieses Ziel zu erreichen? | Was ist zu tun?
Es braucht ein städtebauliches Entwicklungskonzept nach §1 Abs. 6 No. 11 BauGB (CIMA, S.41) z.B. auf Basis des Beherbergungskonzeptes. Dies wäre in der Lage, eine Schwelle für ungeregeltes Bauen zu errichten; es führt gleichsam zur Umkehr der Beweislast, so dass jeder Bauherr nun beweisen muss, dass sein Projekt unschädlich im Sinne der oben genannten Problemstellungen ist. Voraussetzung: Die Gemeinde muss dieses durch die Gemeindevertretung wirksam beschließen. Es würde die hoheitliche Aufgabe der Gemeinde unterstreichen, eine „nachhaltige städtebauliche Entwicklung“ zu erbringen, welche die „sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen in Einklang bringt“ (§1, Abs. 5, BauGB).
Auf Basis des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes sind sodann alle Bebauungspläne schnell und dringlich zu überarbeiten. Bisher ungeplante Gebiete, wie §34-BauGB-Gebiete, sind zwingend, dringend mit einem qualifizierten Bebauungsplan zu belegen. Bis dahin könnten Veränderungssperren beschlossen werden.
Aufgrund der gesetzlich verankerten hoheitlichen Aufgaben der Gemeinde ist es wiederum Aufgabe des Kreises Nordfriesland, beratend, genehmigend und kontrollierend bereit zu stehen. Für beides sind dann Kapazitäten im Amt für Umwelt und Bauen als auch beim Kreis Nordfriesland umgehend bereitzustellen.
Eine inselweite Wirksamkeit wäre dann gegeben, wenn sich auch die Amtsgemeinden der Insel mit in diesen Prozess einbinden.
Da der Umwandlungsprozess und das Verhältnis von Dauerwohnnutzung zu Ferienwohnnutzung schon ein bedenklichen Ungleichgewicht erreicht hat und die Planungswerkzeuge zu einer eigentlich dringend nötigen Rückgewinnung von Dauerwohnraum nicht mehr genügen, empfiehlt die CIMA auf Landesseite zur dringenden Schaffung eines Zweckentfremdungsgesetzes.
Nachfolgende – immer wieder vorgetragende Bedenken – bremsen den Prozess.
Hier stellt sich die Frage: Stimmen sie überhaupt und wie relevant sind sie vor dem Hintergrund der nun dokumentierten Gefahren für die Insel?
Die „Sozial“-These: In unserem Fallbeispiel will ein älterer Vermieter seine kleine Rente durch Kleinvermietung aufbessern und wird durch das Beherbergungskonzept künftig blockiert.
Wie viele Fälle sind dies tatsächlich konkret im Vergleich zu den abertausenden von Betten, die sich in gewerbsmäßigen Vermietungen in Kellern und Spitzböden befinden? Wie ließen sich diese Einzelfälle lösen? Vielleicht durch Härtefallregelungen?
Die „Kapital“-These: Sylter Familien benötigen Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung um geerbtes oder erworbenes Eigentum zu refinanzieren.
Wie viele betrifft dies? Gibt es Hilfestellungen durch Sylter Anwälte, Steuerberater, wie diese Probleme konkret zu lösen sind?
Die „Enteignungs“-These: Durch eine Veränderung des B-Planes verliert mein Grundstück an Wert, so dass es einer Enteignung gleich kommt.
Ob im Einzelfall überhaupt ein Schaden entsteht, muss im konkreten Fall geprüft werden. Hierbei sind drei Faktoren besonders zu beachten:
Zeitpunkt der Überplanung: Prinzipieller Gedanke eines Bauleitverfahrens ist, einem aktuellen Planungsbedarf Raum zu bieten. Ist die Planung nach 7 Jahren nicht realisiert, kann der Gesetzgeber davon ausgehen, dass es keinen Bedarf mehr gibt und entschädigungsfrei verändern. Spekulation auf weiteres Steigen des Bodenpreises ist nicht Ziel und Sinn des Baugesetzbuches.
Wesentlichkeit der etwaigen Wertminderung: Der Planungsschaden muss eine wesentliche Wertminderung darstellen. Die Autoren der CIMA verweisen darauf, dass die hohen Bodenwerte alle Nutzungen betreffen.
Differenz zur tatsächlich ausgenutzten Nutzung: Eine Übernutzung eines Gebietes durch Fewos mit Verkehr und andere Auswirkung kann ebenfalls Wertminderung bedeuten. Mit anderen Worten: eine Einschränkung der Nutzung könnte auch wertsteigernde Effekte haben. So dass die Differenz zur tatsächlichen Nutzung weitaus geringer ist als weithin angenommen.
„Die Aspekte der 7-Jahresfrist, der Wesentlichkeit der Wertminderung und der Differenz zur tatsächlich ausgeübten Nutzung haben für die potenziellen Änderungen von Bauleitplänen in der Gemeinde Sylt ein stark minderndes Gewicht,[..]“ (S.43, CIMA)
Die „Wachstums“-These: Sylt und seine Einwohner brauchen Wachstum, d.h. ständig steigende Gewinne. Spätestens seit dem Bericht des „Club of Rome“ gibt es deutliche Zweifel an der Theorie des unendlichen nötigen quantitativem Wachstum, da die Ressourcen das einfach nicht mehr hergeben, weil sie schlicht begrenzt sind. Ressourcen, insbesondere Fossile Energien, Flächen, Natur, Arbeitskräfte und Wohnraum sind auf einer Insel von Natur aus begrenzt. Unendliches Wachstum gibt es auf einer Insel nicht. Zudem bedarf es einer neutralen Bewertung etwaiger alternativer Wachstumswege z.B. Saisonverlängerung durch einen ausgewogenen „Expertenkreis“.
„Merrets“ Anregungen zur Weiterentwicklung des Beherbergungskonzeptes.
Ergänzung des „Expertenkreis“, um relevante Stimmen aus der Bevölkerung. ZB. Natur- und Denkmalschutz, Kirche, „Merret reicht´s – aus Liebe zu Sylt“ ( Bürgerrat), Schulen, Sportvereine.
Vervollständigung des Gutachtens um die Belegungszahlen aus den Jahren 2020 und 2021. Auch wenn diese durch die Pandemie beeinflusst sind, geben sie dennoch eine Tendenz an, die Berücksichtigung finden sollte.
Derzeit sieht das Beherbergungskonzept einen Freibrief für 4-5 Sternehotels in allen Ortsteilen und Kurkliniken im Ortsteil Westerland vor.
„Merret reicht’s – Aus Liebe zu Sylt“ hält hier die Ergänzung für dringend notwendig, dass es sich hierbei um keine zusätzlichen Bauten, keine zusätzliche Versiegelung handeln darf.
§34-Gebiete sind nicht benannt. Hier bedarf es der Nachbesserung und Überplanung, um Wildwuchs zu vermeiden.
Ein Zweckentfremdungsgesetz auf Landesebene ist anzustreben (Beispiel Niedersachsen – Gemeinde erhält Auskunftsrecht und Begehungsrecht sowie Erhebung einer Ordnungswidrigkeit)
Merret’s Fazit. CIMA hat hier eine sehr gute Fakten-Grundlage geschaffen, auf Basis derer die Selbstverwaltung zügig – und ohne weitere Verzögerungen und Umwege – beschließen sollte. Ergänzend gilt es, die Kapazitäten in Verwaltung und beim Kreis zügig zu anzupassen, um diese Herkulesaufgabe umzusetzen.
Das ist viel. Viel Arbeit. Aber ohne diese Arbeit anzugehen, wird die Insel bald weder Wohnraum für Insulaner sein, noch ein Markt für touristische Nutzungen. Denn ein Zusammenbruch des Marktes ist nicht mehr fern. Die Kettenreaktionen sind bereits spürbar und sichtbar. Erinnern wir uns an den Aufruf von Landrat Florian Lorenzen (CDU) vom Anfang des Jahres: „Ich kann den Akteuren auf der Insel nur zurufen: Habt noch mehr Mut, ambitionierte Beschlüsse zu fassen!“ (SR, 20.01.2022). Packen wir es an!
Nachtrag:
Entgegen der Zusage von Bürgervorsteher Frank Zahel bei der Vorstellung des Beherbergungskonzeptes am 03.05. dieses schnell durch die Gremien (Juni-Sitzung Bauausschuss, August-Sitzung Gemeindevertretung) mehren sich die Anzeichen, dass das Konzept erst im September im Bauausschuss der Gemeinde zur Abstimmung kommen wird. Ohne Begründung. „Merret reicht’s – Aus Liebe zu Sylt“ ist fassungslos.
Auf Sylt brennt es an allen Ecken und Enden.
Auf der Vorstellung des Gutachtens der Firma Cima Beratung + Management GmbH aus Lübeck durch Herrn Mantik am 3. Mai im Schulzentrum von Westerland fehlte es nicht an deutlichen Worten. Sylt wird um ein Beherberungskonzept gar nicht mehr herumkommen, wenn man das Leben auf dieser Insel erhalten will und den Ausverkauf stoppen.
Es reicht einfach. Will man dem Bauboom und rasanten Ausverkauf der Insel überhaupt etwas entgegensetzen, gibt es keine Alternative zu diesem Konzept, machte Mantik klar. Er habe mit seinem Büro schon Baden Baden, Heidelberg und Neuschwanstein beraten. Orte, die durchaus vergleichbare Premiumdestinationen wie Sylt wären, aber nirgendwo sei ihm einer Situation wie auf dieser Insel vorgekommen. Es gäbe keine Entwicklungsräume mehr auf der Insel.
Egal in welches touristische Segment man schaue, Sylt habe alles in reichlichem Maße – und das flächendeckend.
Wenn in der Gemeinde Sylt 7.500 Ferien- und Nebenwohnsitze rd. 11.000 Dauerwohnungen für Sylter entgegenstehen ist das ein eklatantes Missverhältnis. Die bisherige Sylter Methode, eine Dauerwohnung durch drei Ferienwohnungen zu finanzieren, ist einfach kein zukunftsorientiertes Modell. Es muss der sofortige Stopp des weiteren Ausbaus touristischer Kapazitäten erfolgen.
Eines ist klar- der Sylter Umwandlungsprozess ist nur noch mit sehr langem Atem, starkem Willen und unter ständiger Nachjustierung und Monitoring aufzuhalten und Stück für Stück umzugestalten. Sylt bleibt an Wachstum nur das Segment der Qualität von touristischen Unterkünften UND das Segment Wohnraum für die eigene Bevölkerung.
Gutachter Mantik mahnte mehrmals an:
In der Gemeinde Sylt unterhalte man sich nicht mehr darüber, ob ein Ungleichgewicht zwischen touristischen und übrigen Funktionen der Gemeindeentwicklung eingetreten sei, sondern nur noch darüber, ob und wie die längst eingetretene Fehlentwicklung wieder eingefangen werden kann.
„Eine konsequente Anpassung des bestehenden Planungsrechts ohne Ausnahmen für Ferienwohnungen ist ein personeller und finanzieller Kraftakt, jedoch aus gutachterlicher Sicht unumgänglich!“
So deutlich wie die Worte des Gutachters waren, waren auch die Reaktionen der bisherigen „player“ in diesem Spiel von „immer mehr“ die gleich mit einer Beschwichtigungstaktik zum Mikrophon griffen.
Man darf sich fragen, wie lange es dauern wird, bis es den politisch Verantwortlichen ein weiteres Mal gelingen wird, auch dieses Konzept in einer Schublade verschwinden zu lassen. Denn es ist nicht das erste Konzept, dass eine Umstrukturierung empfiehlt.
Bürgervorsteher Zahel stellte einen Beschluss nach der Sommerpause in der GV im August in Aussicht. Bis dahin, so Zahel, habe man ausreichend Zeit, sich in den Fraktionen zu beraten. Ob er bis dahin die Zustimmung seiner eigenen Partei und Mehrheitsfraktion CDU überhaupt hinter sich hat, war schon in der Veranstaltung fraglich.
MERRET wünscht sich die CIMA noch eine Weile beratend an der Seite der Gemeinde.
Denn was bisher über Jahrzehnte vor allem von der Mehrheitspartei CDU plan- und konzeptlos unentschlossen „dem Markt überlassen wurde“, wird mit den gleichen Köpfen ab August wohl kaum in konzeptionellem, planvollem, konsequentem, politischem Agieren münden.
Unabhängiges Gutachten bestätigt Merrets Bedenken



Kein Bürgerrat für Sylt – klares Votum der Gemeindevertretung
In der Gemeinde Sylt wird es auf absehbare Zeit keinen Bürgerrat geben. Eine überwältigende Mehrheit in der Gemeindevertretung erteilte dem Konzept für mehr Bürgerbeteiligung eine klare Absage. Mit 17 Nein-Stimmen, bei nur 7 Ja-Stimmen (und keiner Enthaltung) machten die Kommunalpolitiker*innen kurzen Prozess. CDU, SPD, SWG und Insulaner waren sich einig: Die Bürgerfragestunde und die Ortsbeiräte reichten als Instrumente aus, um die Sylter*innen angemessen in den politischen Prozessen zu berücksichtigen. Die Grünen, der SSW und die Partei Zukunft hingegen sahen Bedarf für einen repräsentativen Bürgerrat nach Losverfahren und stimmten dafür. Zu wenige.
Das Bürgernetzwerk „Merret reicht’s – aus Liebe zu Sylt“ zeigte sich enttäuscht. Gründerin Birte Wieda aus Keitum: „Es bleibt ein großes Rätsel, wie wir hier auf Sylt überhaupt noch zu Antworten in den ganz großen Fragen der Zukunft in Bezug auf Tourismus, Klimaneutralität, Ausverkauf, Dauerwohnraum und Verkehrskollaps kommen wollen.“ Mit dieser Absage an einen Bürgerrat habe Sylt eine große Chance verpasst, zumal die Finanzierungszusage und personelle Ausstattung des Projektes bereits da war. „Es liegt kein Mehltau auf der Sylter Kommunalpolitik, sondern Beton.“
Gleichzeitig bedankte sich Birte Wieda bei allen Gemeindevertreter*innen, die sich, ebenso wie das Bürgernetzwerk „Merret reicht’s“ ehrenamtlich einige Stunden mit dem Projekt LOSLAND beschäftigt hatten.
Dass nun die Ortsbeiräte das große Rad für mehr Bürgerbeteiligung drehen sollen, wie die CDU anmerkte („Diese Wege der Bürgerbeteiligung sollten gemeinsam mit den Bürgern, der Selbstverwaltung und der Verwaltung intensiviert und gerne auch auf insulare Themen erweitert werden.“) hält Birte Wieda für ein Scheinargument: „Wenn das System der Ortsbeiräte die letzten Jahre funktioniert hätte, wäre es ja schön. Ein Bürgerrat basiert jedoch auf einem völlig anderen Konzept. Er stellt Instrumente der Bürgeraktivierung, Information und – was das Wichtigste ist – Konsensfindung zur Verfügung.“
Dem „ganz normalen Sylter Einwohner“ sei nicht mehr vermittelbar, „dass auf Sylt nur noch gestritten wird und sich außer Baukränen einfach gar nichts mehr bewegt“, sagte Wieda. „Wir wollten von Merret aus einfach mal einen Anstoß geben, den Kommunikationsstillstand zwischen den Insulanern und der Politik zu überwinden, frischen Wind einblasen, aber das scheint mehrheitlich nicht gewünscht, offenbar sogar gefürchtet.“
Die Saison stehe vor der Tür, ein weiteres Jahr sei verstrichen und es sei wieder nichts Relevantes zur Lösung der großen Probleme entschieden worden. „Alles wie immer.“ Nun hoffe sie auf die Kommunalwahl im kommenden Jahr, für die laufen beim Bürgernetzwerk schon die Vorbereitungen. „Wir werden Bilanz ziehen und dokumentieren, welche Partei sich wie und mit welchem Ergebnis für die Insel engagiert.“
Ich möchte mich bei allen bedanken, die das Thema intern mit angeschoben und begleitet haben, sowie bei den zahlreichen Merrets gestern in der Sitzung!
Noch ist die Sylter Politik nicht reif für dieses Projekt – verdient hätte die Insel es gehabt…
UN ruft Jahrzehnt für die Meere aus- Sylt macht mit!
Merret weist immer wieder darauf hin, dass unsere Insel mit ihren Dörfern und Bewohnern durch Profitgier und schädliche Projekte gefährdet ist. Aber was wäre Sylt ohne ein gesundes, ökologisch intaktes Meer? Daß Öl, Plastikvermüllung, Fischerei und ähnliche Nutzungen die Nordsee gefährden ist nicht neu. Mit dem Klimawandel und den geplanten Massnahmen zur Energiewende kommen aber ganz neue Gefahren auf uns zu: Deutliche Meereserwärmung, Meeresspiegelanstieg, Artenverschiebung, massiver Ausbau von Offshore-Industrie…
Deshalb unterstützt Merret in diesen Tagen ein Projekt der Vereinten Nationen (UN):
Am 9. März kann man online eine Konferenz verfolgen, in der sich Wissenschaftler über den Zustand unserer Weltmeere austauschen. Mit dabei Prof Dr. Karin Wiltshire vom AWI in List und Dennis Schaper von der Schutzstation Wattenmeer in Hörnum.(Programm unter diesem Link )
Dazu wird ein Film gezeigt, mit dem sich Sylter Institutionen einbringen, um Hoffnung zu machen und zu zeigen, dass jeder sich für den Schutz des Meeres einsetzen kann.
Er ist ab dem 9. März unter diesem Link zu finden:
Merret hat immer Feuer- auch wenn die Biike nicht brennen darf
„Biike 2022 durfte nicht stattfinden, aber unser Engagement findet
klick hier: Song & Video-Link
Eure Merrets
Zu früh gefreut – digitale Sitzungen auf Sylt erschweren Bürgerbeteiligung
Merret startet in 2022 durch!
Das Jahr ist noch jung. Die guten Vorsätze sind noch frisch. Und das Bürgernetzwerk „Merret reicht’s – aus Liebe zu Sylt“ geht ins dritte Jahr. Wir haben neue Kräfte gesammelt. Wir setzen unsere erfolgreiche Arbeit fort, die krassen Fehlentwicklungen auf unserer Heimatinsel zu stoppen oder wenigstens zu bremsen. Es ist kein „Marsch durch die Institutionen“, es ähnelt eher dem Kurshalten auf stürmischer See.
Zu stark und vielfältig sind die Gemeinschaft zersetzenden Kräfte, zu viel Geld ist im Spiel, zu undurchdringlich sind Zwist und gleichzeitig die Verbindungen zwischen Kapital, Politik und Verwaltung. Zu lange läuft schon der Ausverkauf. Trotzdem macht „Merret“ weiter. Manchmal kommt es einem vor wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel, aber was ist die Alternative? Alles sehend und wissend einfach weiterlaufen lassen? Unsere Insel aufgeben? Mitschwimmen, bis wir dann doch ertrinken?
Wer sind die „Merrets“ eigentlich?
Zum größten Teil sind es Sylterinnen und Sylter, die schon lange auf der Insel leben, manche seit Generationen. Alle sind gut vernetzt und Teil der insularen Gemeinschaft, viele besitzen Eigentum. Zuspruch erfährt „Merret“ von allen Seiten auch von unseren Gästen und anderen Regionen mit ähnlichen Sorgen. Manche unterstützen still, manche offen. Selbst diejenigen, die vom Strukturwandel finanziell enorm profitieren, geben hinter vorgehaltener Hand zu, dass wir die Insel verlieren, wenn jetzt nicht endlich die Bremse gezogen wird. Manche formulieren ihre Unterstützung für „Merret“ auch ganz offen. Z.B. Öger Akgün, der in 2021 eindrucksvoll in der Sylter Rundschau eingestanden hat, dass das System Sylt mit seinem Gästebetrieb bald an sein Ende kommt, wenn wir den Insulanern keine Heimat mehr bieten können. Doch was schließt er aus dieser Analyse und welche Handlungsweisen zur Lösung der Probleme folgen seiner Meinung nach daraus? Das ist es, was „Merret“ interessiert.
Wir wollen Lösungsansätze mit wichtigen Playern finden.
Es hat auf Sylt eine lange Tradition, diejenigen zu diskreditieren, die sich für einen Erhalt der Natur und der insularen Gemeinschaft einsetzen. Sie stehen der Gewinnmaximierung im Weg. Es ist aufwändig, und man fragt sich, ob es denn überhaupt etwas bringt, Zeit, Geld und Nerven zu investieren, um darauf aufmerksam zu machen, wieviel hier eigentlich falsch läuft.
Ihr seid doch gar nicht legitimiert – wird uns oft gesagt. Aber wir haben gewählt und anderen die Verantwortung übertragen. Und nun fragen wir genau nach, was die, die wir gewählt haben, mit der übertragenen Verantwortung wirklich zu unserem Wohle anstellen.
Häufig muss sich das Bürgernetzwerk Kritik an seinem „Stil“ gefallen lassen. „Merret“ solle sich doch bitte an die allgemein üblichen Gepflogenheiten halten. Im Klartext heißt das: Auch „Merret“ soll wie bislang üblich in Hinterzimmern und im Kreis einer kleinen exklusiven Elite die Zukunft der Insel aushandeln. Das ist der „Stil“, mit dem auf Sylt Politik gemacht wird.
Aber genau das ist es, was „Merret“ nicht will. Genau dieser „Stil“ ist es ja, der „ Merret „ auf den Plan gerufen hat, der uns dort hingebracht hat, wo wir jetzt stehen. An den Rand der Klippe.
Jahrzehntelang sind Tourismusentwicklung und Marketing vorangetrieben worden, ohne die einheimische Bevölkerung aktiv mit einzubeziehen oder abzufragen. Seit Jahrzehnten gibt es auf der Insel eine Bauplanung ohne Agenda und Weitblick. Dazu ein ständiges Gegeneinander auf 100km2 Naturwunderraum, der die Grundlage unserer Existenz ist.
In diesem Kontext ist es schon bemerkenswert, wenn der Hörnumer Bürgermeister Speth behauptet, es sei „totaler Quatsch“, was „Merret“ über das umstrittene Bauprojekt Hörnum Nord schreibt. Dort sollen nämlich 133 neue Wohnungen im Biotop entstehen. Ursprünglich mal ausschließlich Dauerwohnungen, jetzt doch wieder mit Öffnungsklausel fürs Ferienwohnen. Ein klassischer Syltdeal. Oder etwa nicht?
Ist es „totaler Quatsch“, dass ein Investor dort ein Großprojekt in die Sylter Landschaft setzen will?
Ist es „totaler Quatsch“, dass die einzigartige Sylter Naturlandschaft kurzerhand zu Bauland umfunktioniert werden soll?
Ist es „totaler Quatsch“, dass die Kommune Hörnum keine Entscheidungsgewalt über die Belegung der Wohnungen bekommt?
Stimmt es denn nicht, dass dort auch luxuriöse Golflodges entstehen sollen?
Ist es „totaler Quatsch“, dass da ein Deal zum Tragen kommen soll, der wieder nur eins zum Ziel hat: mit dem Schinken nach der Wurst zu werfen. Ins Schaufenster werden ein paar neue Dauerwohnungen zum günstigen Mietpreis gelegt, aber in Wirklichkeit will man auch hier wieder mit Sylt-Immobilien Geld verdienen.
Wenn „Merret“ solche Deals nicht öffentlich macht, wer dann? Wer erklärt denn mal, wie die Entscheidungsprozesse auf Sylt laufen? Wie das Große mit dem Kleinen zusammenhängt?
Wir gehen mit den Machern dieser Insel in die Diskussion und wenn es nötig ist auch in die Auseinandersetzung. Wir halten Einschüchterungsversuche aus, die einen sprachlos machen und als Klageandrohung mit astronomischem Streitwert daherkommen! Das ist kein Spaß. Wer mal testen will, wie sich das anfühlt, wenn dich vorne jemand anlächelt und dir in den Mantel hilft aber hinten die schlimmsten Geschichten erzählt, der kommt zu „Merret“.
2021 war für das Bürgernetzwerk ein anstrengendes Jahr. Aber es war auch ein erfolgreiches Jahr. Viele Themen wie der „Dünenpark“, die „Dünenkrone“, „Bürgerratthematik“, „Innenstadtgestaltung“, „Dauerwohnraumsicherung“, „Bürgerbeteiligung im Klimakonzept 2021“, „Verkehrskollaps“, „Live-Interviews zur Bürgermeisterwahl“, um nur einiges zu nennen, wurden durch „Merret“ erst schön und vor allem prominent. Dazu haben wir auch viel Spaß gehabt mit der Produktion unseres „Sommersongs“ und unserer „Biike-Hymne“.
Danke an alle, die im letzten Jahr mitgemacht haben
und danke auch an alle, die „Merret“ unterstützen, und sei es auch heimlich. „Merret“ bleibt dran. Wir können nicht zaubern. Wir können aber etwas für die Sylter Seele tun. Irgendwann wird es, wie heute mit Blick auf Atlantis in den 70er Jahren vielleicht mal heißen: „Wenn die nicht gewesen wären.“ Vielleicht heißt es aber auch: „Hat alles nichts gebracht.“
Ein Umdenken in der Zukunft ist für uns alternativlos und gestern wie heute gilt: „Merret reicht’s – aus Liebe zu Sylt“.