𝗪𝗶𝗲 𝗱𝗮𝘀 𝗟𝗶𝘀𝘁𝗲𝗿 𝗦𝗰𝗵𝘄𝗶𝗺𝗺𝗯𝗮𝗱 𝗮𝗯𝗴𝗲𝘀𝗼𝗳𝗳𝗲𝗻 𝗶𝘀𝘁 – 𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗦𝗽𝘂𝗿𝗲𝗻𝘀𝘂𝗰𝗵𝗲
Ach ja. Schade. Wäre schön gewesen. Aber leider nein. Das Lister Schwimmbad kommt nicht. Obwohl es den Syltern versprochen worden war. Es sollte ein großzügiges Dankeschön sein für die Erlaubnis, in List ein riesiges Feriendorf mit Hunderten von Einheiten zu errichten. Von wem denn? Vom Bauträger Marc Weinstock und dem Bürgermeister höchstpersönlich? Ernsthaft? Das ist doch schon so lange her. Das war während einer Einwohnerversammlung am 15. September 2020 in List. Daran kann sich sowieso keiner mehr erinnern. Der offizielle Videomitschnitt der Gemeinde wurde längst gelöscht. Er wurde trotzdem für die Nachwelt gesichert. Falls es mal wichtig würde. So wie jetzt. Dennoch behaupten heute alle, die dem Dünenpark tatkräftig den Weg geebnet haben, Bauträger Weinstock hätte immer gesagt, mit seinen vier Millionen plus der zugesagten Förderung vom Bund ist die Sanierung ruckzuck erledigt. Aber wie das Leben so spielt… Es läuft nie wie geplant. Irgendwas ist ja immer. Am Ende war das Schwimmbad einfach nur ein Luftschloss ohne Wasser. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr seid alle drauf reingefallen? Shit happens. Ihr wisst doch, wie das hier auf Sylt immer läuft. Nach altbekanntem Muster. Und zwar so:
Riesiges Sylter Bauprojekt, große Versprechungen, Geschenke, Werben um Vertrauen, fehlende Verträge, Ungereimtheiten, wieder Werben um Vertrauen, Kapitulation, Hände in Unschuld waschen, Schwamm drüber.
+++ 𝗦𝗰𝗵𝘄𝗶𝗺𝗺𝗯𝗮𝗱 𝗳𝗲𝗵𝗹𝘁𝗲 𝘀𝗰𝗵𝗼𝗻 𝟮𝟬𝟮𝟬 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗻 𝗕𝗮𝘂𝗽𝗹ä𝗻𝗲𝗻 +++
Aber von vorn: Manfred Koch war 2020 stellvertretender Bürgermeister von List, und in dieser Funktion stellte er in einer der ersten Sitzungen im neuen Jahr dem Gemeinderat die aktualisierten Pläne des Dünenpark-Bauträgers DSK-BIG vor. Das war eigentlich der Job von Bürgermeister Benck, aber der war im Urlaub. Zuerst fiel es den Anwesenden gar nicht auf, aber bei näherem Hinsehen fehlte zur allgemeinen Überraschung auf einem der neuen Pläne ausgerechnet das Schwimmbad. Schon damals. Es war nicht mehr eingezeichnet. Einfach verschwunden. Stattdessen waren dort Häuser geplant. Wie das? Das musste ein Fehler sein. Manfred Koch ließ ins Protokoll schreiben, dass die Schwimmhalle wie geplant auf jeden Fall erhalten bleiben muss.
Es war aber nicht die einzige Ungereimtheit und auch nicht die erste. Manfred Koch legte sein Amt nieder. Der Sylter Rundschau – Nachrichten für die Insel Sylt sagte er: „Der Bürgermeister und ich haben lange Zeit gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. In letzter Zeit haben wir das nicht mehr so gut hingekriegt.“ Spricht man ihn heute darauf an, so lacht er laut auf und verweist auf das „typische Sylt-System“, das Kritiker und Nicht-Mitschwimmer abstraft. Der Zeitung sagte Koch nach seinem Rücktritt: „Dies hatte auch Auswirkungen auf das Leben außerhalb der politischen Arbeit.“
Nun folgte eine Kette von Überraschungen. Als nächstes wurde bekannt, dass für das Hallenbad keine Betriebserlaubnis existiert. Die war gemeinsam mit der Marineversorgungsschule erloschen. Die neue Eigentümerin, DSK-BIG, hatte bei der Übernahme des Grundstücks keine neue beantragt. Das Schwimmbad wurde folglich offiziell geschlossen, das Wasser abgelassen, kurz darauf brach der Beckenboden an mehreren Stellen auf, kapitale Risse waren die Folge, die Pumpen gingen kaputt. Exitus.
Nicht so schlimm, ließ Bürgermeister Ronald Benck in der Sylter Rundschau verlauten. Fünf Millionen koste die Sanierung, der Bund habe 900.000 Euro Fördermittel zur Sanierung freigegeben und der Eigentümer beteilige sich mit vier Millionen. Also alles in Butter. Zwölf Monate werde die Sanierung in Anspruch nehmen. „Mindestens“, ließ Investor Marc Weinstock die Öffentlichkeit wissen. „Mit Mitteln von insgesamt knapp fünf Millionen Euro (können wir) die Schwimmhalle energetisch und technisch auf einen zeitgemäßen Stand bringen.“ Mit dieser Ankündigung zur Fertigstellung spätestens Ende 2021 endete nicht nur die offizielle Kommunikation, sondern auch das Märchen vom neuen Schwimmbad.
Denn das Projekt war da längst tot, gestorben vier Monate vorher in einer Bauausschusssitzung der Gemeinde List. Nachzulesen in der Niederschrift der 2. Sitzung 2020. Dort eröffnete Schwimmbadversprecher Weinstock den Gemeindevertretern, dass eine Sanierung „eventuell“ wirtschaftlich nicht umsetzbar sei und dass es trotz des Denkmalschutzes auf Antrag seiner Dünenparkfirma zu einem Abriss kommen könne. Ein Knaller.
„…eventuell wirtschaftlich nicht umsetzbar…“ Wer sich mit solchen Bauträger-Formulierungen auskennt, hätte hier schon Bescheid gewusst. Für Bürgermeister Benck kein Alarmsignal: „Die Entscheidung muss emotional und nicht kalkulatorisch getroffen werden.“
Was dann folgte, ist ein jahrelanges Verwirrspiel um die Lister Schwimmhalle, das offenbar nur einem einzigen Zweck diente: den Syltern weiterhin vorne eine leckere Schwimmbadwurst hinzuhalten, um hinten in Ruhe den Dünenpark fertig zu bauen. Wenn man sich die Mühe macht, alle Protokolle und Schriftstücke aus den letzten fünf Jahren zu lesen, die vielen Puzzleteile zusammenzusetzen und um die Berichterstattung in der Sylter Rundschau ergänzt, wenn man den Förderantrag liest, die Kommunikation zwischen Verwaltung, dem Bürgermeister und der DSK-BIG durchleuchtet, wenn man achtzig Seiten Papier durchgearbeitet hat, um herauszufinden, an welcher Stelle das Projekt denn nun abgestürzt und wer dafür verantwortlich ist, wird man immer wieder auf diese eine Bauausschusssitzung am 11. März 2020 zurückgeführt. Alles, was danach kam und bis heute vor sich hin brodelt, legt folgenden Schluss nahe:
+++ 𝗗𝗮𝘀 𝗟𝗶𝘀𝘁𝗲𝗿 𝗦𝗰𝗵𝘄𝗶𝗺𝗺𝗯𝗮𝗱 𝘄𝗮𝗿 𝗻𝘂𝗿 𝗲𝗶𝗻 𝘃𝗲𝗿𝗵𝗲𝗶ß𝘂𝗻𝗴𝘀𝘃𝗼𝗹𝗹𝗲𝘀 – 𝗹𝗲𝗲𝗿𝗲𝘀 -𝗩𝗲𝗿𝘀𝗽𝗿𝗲𝗰𝗵𝗲𝗻 +++
Schon im Förderantrag, den Bürgermeister Benck im November 2021 beim Bund mit einer entsprechenden Kostenkalkulation eingereicht hatte, war nicht mehr nur vom Schwimmbad, sondern auch von der angeschlossenen Mehrzweckhalle die Rede. Es ging nun nicht mehr nur um fünf Millionen, sondern auf einmal schlugen 7,3 Millionen Euro zu Buche. Eine Steigerung von 50%, was aber selbst in Gemeindevertretersitzungen absichtlich oder unabsichtlich nie offen kommuniziert wurde. Dort blieb Benck eisern bei „förderfähigen Gesamtkosten“ von rund fünf Millionen Euro. Das war zwar nicht falsch, aber es war eben nicht die ganze Wahrheit. Die Wahrheit war in der Spalte „Gesamtkosten des Projekts“ zu finden und sie lautete: 7,3 Millionen Kosten.
Im Antrag schwarz auf weiß nachzulesen ist außerdem, dass die Dünenpark GmbH von Marc Weinstock nun nicht mehr vier Millionen dazugeben wollte, sondern nur noch drei. Es gab also 2021 bereits eine Unterdeckung von 3,4 Millionen Euro, um das Schwimmbad und die Mehrzweckhalle zu sanieren. In einer Hauruck-Aktion peitschte Benck die Zusage für diese Eigenmittel durch die Gemeindevertretung und begründete das mit „Regularien“, um die Fördergelder in Höhe von 900.000 Euro überhaupt zugesagt zu bekommen. Fragt man heute Lister Gemeinderatsmitglieder, die damals dabei waren, erinnern sie sich an eine „Pistole auf der Brust“. Und den wenigsten ist bis heute klar, dass sie mit ihrer Zustimmung der Gemeinde 3,4 Millionen Euro Schulden aufbürden würden. Schulden bei Marc Weinstock, dem nämlich die Sportanlagen gehören, die nun auf einmal zur Hälfte mit Steuergeldern saniert werden sollten.
+++ 𝗙𝗼𝗿𝘁𝗮𝗻 𝗴𝗶𝗻𝗴 𝗺𝗮𝗻 ü𝗯𝗲𝗿 𝗶𝗻 𝗣𝗵𝗮𝘀𝗲 𝟯: „𝗩𝗲𝗿𝘀𝗰𝗵𝗹𝗲𝗽𝗽𝘂𝗻𝗴“. +++
Die Zusage für die 900.000 Euro zur Förderung vom Bund kam schnell. Dass der Bund, Deutschlands nördlichstes Schwimmbad mit knapp einer Million Euro unterstützt, war auch unserer damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Astrid Damerow eine große Pressemeldung wert („Ich freue mich über die Entscheidung“). Bei Glanz ist man ja immer gern dabei. Bei Elend nicht mehr erreichbar. 900.000 Euro. Das Geld hätte abgerufen werden können. Aber dafür müsste man natürlich anfangen zu bauen. Und dafür bräuchte man erstmal eine Baugenehmigung. Ein Bauantrag wurde aber nie eingereicht – weil gar keiner existiert? Den Baubeginn hatte die Dünenpark GmbH dem Bund jedenfalls für das vierte Quartal 2022 zugesichert. Da aber nichts passierte, gab es im Lister Kommunalparlament entsprechende Nachfragen. In den Protokollen liest sich das so: „Es wird nach dem Baubeginn einer möglichen neuen Schwimmhalle gefragt.“ Antwort Bürgermeister Benck: „Diese Frage kann aktuell nur durch die DSK-BIG beantwortet werden, da es sich bei den Sportflächen um ein Privatgelände handelt.“
Ja, dieses Privatgelände… Das ist natürlich brisant. Steuergelder auf Privateigentum einzuzahlen, das ist tricky. Der Plan war aber auch, das Schwimmbad nach Fertigstellung für einen Euro an die Gemeinde zu verkaufen oder für kleines Geld zu verpachten. Nur wie überführt man eigentlich Privateigentum in die öffentliche Hand? Oder umgekehrt. Was gilt es zu beachten? Da müsste es eigentlich Verträge geben. Oder zumindest Vertragsentwürfe. Aber nicht einmal die gibt es. „Habt doch mal Vertrauen!“, Ronald Benck hatte sich mittlerweile ein neues Mantra angeschafft. Ja, Vertrauen ist sehr gut. Aber, wie würde es denn mit der späteren Nutzung aussehen? Was zahlt die Gemeinde konkret? Ist die Höhe gedeckelt? Wer bezahlt das Personal? Nichts wurde geklärt. Nichts wurde festgezurrt. Nirgends findet sich etwas Handfestes. Nichts Schriftliches. Es gab immer wieder Nachfragen, das schon. Zeitungsredaktionen, Gemeindeverterinnen, auch „Merret reicht’s“ erkundigten sich. Weinstock und Benck fühlten sich dadurch „weit unter der Gürtellinie“ angegriffen. Misstrauen sei fehl am Platz. „Die Fakten sind allen bekannt“, sagte Benck. „Es werden Behauptungen aufgestellt, die völlig aus der Luft gegriffen sind.“ So vergingen die Jahre.
Zwischendrin änderte der Bürgermeister kurz mal sein Profilbild auf Facebook und gab sich damit als Sympathisant der neu gegründeten Bürgerinitiative „Pro List“ zu erkennen. Die Initiatorin von „Pro List“, Roswitha Ladwein, sorgte für kraftvolle Unterstützung des Bürgermeisters: „Wir brauchen den Dünenpark, und wir brauchen die Schwimmhalle, den Sportplatz, und wir brauchen die Kita! Es geht um die Zukunft von List.“ Ronald Benck fühlte sich bestätigt: „Danke für dieses tolle Engagement an alle Beteiligten dieser Gruppe“, schrieb Benck. „Es freut mich umso mehr, weil es hier in List einige wenige Mitbürger gibt, die mit aller Gewalt versuchen, dieses für List so wichtige Projekt zu torpedieren und schlecht zu reden. Schön, 𝗱𝗮𝘀𝘀 𝗲𝘀 𝗱𝗲𝗻 𝗟𝗶𝘀𝘁𝗲𝗿𝗻 𝗻𝘂𝗻 𝗿𝗲𝗶𝗰𝗵𝘁’𝘀.“
+++ 𝗗𝗮𝗻𝗻 𝗽𝗹ö𝘁𝘇𝗹𝗶𝗰𝗵: 𝗱𝗶𝗲 𝗞𝗼𝘀𝘁𝗲𝗻 𝘀𝗼𝗹𝗹𝗲𝗻 𝗻𝘂𝗻 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗺𝗲𝗵𝗿 𝗱𝗶𝗲 𝗟𝗶𝘀𝘁𝗲𝗿 𝘁𝗿𝗮𝗴𝗲𝗻, 𝘀𝗼𝗻𝗱𝗲𝗿𝗻 𝗱𝗶𝗲 𝗴𝗮𝗻𝘇𝗲 𝗜𝗻𝘀𝗲𝗹 +++
Zugegeben. Merret kann einem schon ganz schön auf die Nerven gehen. Aber wenn es „Merret reicht’s“ nicht gäbe, dann gäbe es auch diese Geschichte nicht. Oder man würde sie nicht glauben.
Als es nämlich nicht mehr zu übersehen war, dass das Feriendorf wuchs und wuchs, die Schwimmhalle jedoch mehr und mehr verfiel und sich die „Pro List“- Bürgerinitiative längst wieder aufgelöst hatte, änderte Ronald Benck auf einmal seine Strategie. Nun tat er so, als wäre doch sonnenklar, dass es viel zu teuer werden würde, das Lister Schwimmbad zu sanieren. Wo denkt ihr hin? Zehn Millionen würde das kosten. Bäm. Wie Ronald Benck auf einmal darauf kam? Er hatte die Kosten einfach mal geschätzt und verwies auf den russischen Angriffskrieg. Seitdem sei doch alles um 30% teurer geworden, oder nicht?
Was er verschwieg: seit dem Förderantrag war die Kalkulation nicht mehr angepasst worden. Es gibt überhaupt keine neue Kostenberechnung. Wozu auch? Man hatte ja sowieso ganz offensichtlich nicht vor, ein Schwimmbad zu sanieren. Die Fördermittel seien nun leider auch schon weg. „Diese hätten wir schon jetzt verbaut haben müssen, zudem war die Summe an Auflagen geknüpft. Unter anderem daran, dass die Sanierung bis Ende 2025 fertig ist und wir haben ja noch nicht mal angefangen“, so Benck in der Sylter Rundschau. Ist doch logisch.
Warum eigentlich nicht? Warum hat man nicht angefangen? Na, wegen des Denkmalschutzes, ließ dann wiederum die BIG-BAU verlauten. So eine Denkmalschutzbehörde prüft erfahrungsgemäß lange. Sehr lange. Prüft sie eigentlich immer noch? Niemand weiß es. Aber da ist da ja wenigstens noch der Beschluss der Gemeindevertretung zur Übernahme der 3,4 Millionen Defizit, den Benck damals durchgepeitscht hatte. Der steht ja. Damit könnte man zumindest noch arbeiten. Aber auch hier legte Ronald Benck den Rückwärtsgang ein: „Wo soll denn das Geld herkommen?“, fragte er in der Sylter Rundschau, denn List habe ja gar keins, „daher werde ich meiner Gemeindevertretung empfehlen, nicht für die Sanierung zu stimmen.“ Moment mal. Die Sanierung war doch beschlossen und abgestimmt. Für Benck nun nicht mehr.
Stattdessen reicht er das Projekt einfach weiter: „Wir können als Gemeinde List alleine die Schwimmhalle weder kaufen noch pachten. Wir müssen am Ende zu einer Lösung kommen, die von allen Sylter Gemeinden mitgetragen wird. Deshalb prüfen wir derzeit die Gründung eines Zweckverbands.“ Aha. Bloß weg mit der heißen Kartoffel. Raus aus der Verantwortung. Nun prüfen also alle Sylter Gemeinden tatsächlich, ob sie das alte Lister Schwimmbad mitfinanzieren. Inzwischen sind inselweit bereits Dutzende Kommunalpolitiker und zig Verwaltungsleute in dieses Projekt mit hineingezogen worden, es gab Sitzungen, Fragenkataloge wurden erarbeitet, viel Zeit und Mühe sind schon eingeflossen, enorme Ressourcen wurden verbraucht, viele Feierabende wurden Ronald Benck geopfert, um sich in die Materie einzulesen, Gespräche zu führen, Ideen zu entwickeln. Über den Daumen gepeilt, beschäftigen sich zusammen mit der Verwaltung ungefähr fünfzig Leute mit dem Thema. Vielleicht sollte man mal eine Kostenaufstellung der bisher bereits geleisteten Arbeitsstunden anfertigen und dem Steuerzahlerbund vorlegen.
Ein Schwimmbad in List? Welcher Gemeinde ist zuzumuten, so weit zu fahren. Von Hörnum aus? Nee. Da gabs dann schon mal eine Absage. Und dann musste man sich auch noch mit dieser komplizierten Konstruktion Dünenpark, Privateigentum, Gemeindenutzung beschäftigen, bei der in fünf Jahren nicht geklärt wurde, wie man das rechtssicher handhaben kann. Da baut man doch lieber ein ganz neues Schwimmbad in der Inselmitte. Irgendwann. Genau. Das macht viel mehr Sinn. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, dafür braucht man allerdings keine fünfzig beratschlagenden Leute. Das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand.
Wozu also dieser enorme Aufwand? Um zu simulieren, dass das Lister Schwimmbad vielleicht doch noch zu retten ist? Um so zu tun, als hätte man sich dafür zerrissen, als gäbe es noch eine Chance?
List kann es nicht mehr werden. Und das liegt laut Aussage von Ronald Benck vor allem an einem ganz entscheidenden Detail: Seitdem man vor fünf Jahren das Wasser abgelassen habe, ist der Boden der alten Schwimmhalle aufgebrochen, hat tiefe Risse. „Die Kosten dafür könnte ich nicht mal abschätzen“, wird Benck in der Sylter Rundschau zitiert. Dass der Boden kaputt ist, wusste er aber 2020 schon. Damals hieß es: kein Problem.
Wie ungeniert und lässig der Lister Bürgermeister mit dem Hoffnungsprojekt Schwimmhalle umgeht, ist großes Kino. Man könnte es auch als Kunststück bezeichnen, wie sich Benck immer wieder elegant aus der Affäre zieht und gleichzeitig jede Verantwortung von sich weist. Aber vielleicht war das Ding auch für einen ehrenamtlichen Bürgermeister von vornherein viel zu groß. Die BIG-BAU spielt einfach in einer anderen Liga. Man darf Ronald Benck unterstellen, dass er das Beste wollte. Aber Wollen und Können sind nicht dasselbe. Auf Bundes- oder Landesebene würde man jetzt einen Untersuchungsausschuss einsetzen. Woanders nimmt man seinen Hut.
Schwamm drüber. Die Welt dreht sich weiter. In List konzentriert man sich nun auf das nächste Thema, das andere „Geschenk“ des Dünenparks an die Gemeinde, den Kindergarten. Der sollte zum jetzigen Zeitpunkt zwar auch schon in den letzten Zügen der Fertigstellung liegen, aber leider nein. Zwei Jahre nach Erstbezug der Dauerwohnungen in den „Fünf Schwestern“ war hier Deadline. So stehts geschrieben. Dass das nichts mehr wird, ist auch schon klar. Bereits abgehakt. Irgendwas ist ja immer. Diesmal Schädlingsbefall. Der Kindergarten soll nun zum 1. März 2028 fertig werden, wenn auch die kleinsten Dünenpark-Kinder schon in der Schule sind. Zweifeln ist nicht erlaubt.
Foto Schwimmhalle: Martin Tschepe